Europäische Akademie M-V
1994 konnte der im Herbst 1990 gegründete Verein das Haus und ein dazu gehörendes Grundstück von der Treuhand kaufen. Die Europäische Akademie Mecklenburg-Vorpommern ist ein Ort des Dialogs. Sie ist eine bundes- und landesweit anerkannte Einrichtung der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung und bietet ein breitgefächertes, handlungsorientiertes, allgemeinpolitisches Bildungsprogramm zu deutschland- und europapolitischen Themen an, das grundsätzlich jedem offen steht. Sie arbeitet mit vielen Partnern, in Deutschland und in unseren europäischen Nachbarländern, insbesondere in Polen, zusammen.
Geschichte der Mecklenburgischen Metallwarenfabrik (MEMEFA) und der Europäischen Akademie Mecklenburg-Vorpommern
Die Fabrik wurde 1936/37 als eine Tochtergründung der Dürener Metallwerke und Bergmann-Borsig Berlin erbaut und stellte als Zulieferer für die Flugzeugindustrie wie die Heinkel-Werke in Rostock, Arado in Warnemünde, Dornier in Wismar Teile aus Aluminium und Duraluminium her. Unter anderem waren das Propeller, Treibstofftanks, Tragflächen und Lenkeinrichtungen.
Industrie im Touristenort Waren
Wie kam es dazu, in einer ländlichen Region eine Industrieansiedlung vorzunehmen?
Die Stadt Waren war wegen ihrer landschaftlich reizvollen Lage schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts ein beliebtes Touristenziel.
Die Einnahmen aus dem Tourismus halfen der Stadt aber nicht aus der finanziellen Schieflage, in die sie durch die Wirtschaftskrise Ende der 20iger Jahre und der damit einhergehenden Arbeitslosigkeit geraten war.
So stellte sie, in Absprache mit dem Reichsluftfahrtministerium, den Dürener Metallwerken Grundstücke in Eldenholz, die bis dahin zum Teil als Wiesenfläche zur Futtergewinnung für Kleintierhalter genutzt wurden, für die Fabrikgründung kostenlos zur Verfügung.
Die im Werk benötigten Arbeitnehmer kamen überwiegend aus dem Rheinland, Berlin und dem damaligen „Danziger Korridor“.
Neue Heimat
Parallel zum Aufbau des Werkes gründete die Stadt die Warener Wohn und Siedlungsgesellschaft mbH, um entsprechend Wohnraum zur Verfügung stellen zu können. Später benannte sie sich in „Neue Heimat“ – Gemeinnützige Wohn und Siedlungsgesellschaft mbH um.
Die Stadt Waren ist durch die Anwerbung und den Zuzug von Arbeitnehmern mit ihren Familien um ca. 5000 Einwohner gewachsen. Sie hat sich aus einem kleinen mecklenburgischen Ackerbürgerstädtchen zu einer modernen Stadt mit Industriearbeitern entwickelt.
Nach Kriegsende wurden in einigen Hallen und Baracken des Werkes zeitweilig Flüchtlinge und Vertriebene, vor allem aus dem Sudetenland, untergebracht.
2. Weltkrieg
Auch Fertig- und Halbfertigprodukte für die deutsche Industrie verließen dieses Werk, genauso wie bis Juni 1941 Aluminiumbleche für die Sowjetunion. In der MEMEFA waren über 2600 Mitarbeiter beschäftigt, nach Kriegsausbruch 1939 auch Kriegsgefangene, Zwangs- und Fremdarbeiter aus mehreren Nationen: Niederlande, Belgien, Frankreich, Polen Ukraine, Weißrussland und Jugoslawien.
Demontage und Sprengung
Die Fabrik, die am 12. April 1945 ihre Produktion eingestellt hat, nahm auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) die Produktion jetzt ausschließlich für zivile Zwecke (vor allem Kochtöpfe und Pfannen), teilweise wieder auf. Parallel zur Weiterproduktion wurde mit der Demontage begonnen. Ein Teil der Maschinen und Anlagen blieben in Waren und kamen ins „Eisenwerk“ in der Teterower Straße, ein weiterer Teil wurde für den Aufbau der Neptun-Werft nach Rostock geliefert. Die Betriebsunterlagen, wie Pläne, Zeichnungen und der Rest an Maschinen und Anlagen wurden nach Magnitogorsk, Sibirien, gebracht, um dort ein ähnliches Werk aufzubauen. Auch technische Zeichner und andere Fachkräfte mussten mit hinter den Ural, um das Werk dort aufbauen.
Nach Beendigung der Demontage wurde das Werk gesprengt. Das Verwaltungsgebäude blieb stehen und wurde bis in die 60iger Jahre als Weiterbildungseinrichtung für die Ausbildung in bautechnischen Berufen sowie als Kreisparteischule der SED genutzt.
Erholungszentrum Waren
Der Gewerkschaftsbund der DDR – FDGB – übernahm Mitte der 60igerJahre das Haus und nutzte es als Ferieneinrichtung bis 1990. Ende der 80iger Jahre wurde es im Zusammenhang mit dem Abzug der sowjetischen Atomraketen aus Warenshof nochmals umgebaut.